Selbständig arbeiten als Doppel-Zwillingsmama

Selbständig arbeiten als Doppelzwillingsmama

Hier kannst du dir den Teaser zum Interview mit Dagmar Gumnior anhören:


In diesem Interview erfährst du die Geschichte von Dagmar Gumnior. Sie hat sich bei uns gemeldet, als sie die Podcast-Episode mit “Selbständig machen in der Elternzeit – Interview mit Petra Perry” gehört hatte. Sie selbst hat zwei Zwillingspärchen und hat sich wegen der besseren Work-Life-Balance zwischen den Geburten der beiden Zwillingsgeschwister selbständig gemacht. Jetzt ist sie in Elternzeit und arbeitet quasi “nebenbei” an ihrem Business. Wie es zur Selbständigkeit kam und was ihre Weltreise vor einigen Jahren damit zu tun hat, erfahrt ihr in diesem Interview.

Interview mit Dagmar Gumnior – Selbständig arbeiten als Doppel-Zwillingsmama

 

Juliane: Vor einiger Zeit war Petra Perry bei uns im Podcast zu Gast. Sie hat sich während der Elternzeit mit dem Erstellen von Erklärvideos selbständig gemacht. Was sie dabei zu beachten hatte, wie sie sich mit ihrer Entscheidung fühlt und wo die Reise hingehen soll, erzählte sie uns auf sehr erfrischende Art und Weise. Daraufhin hat Dagmar Gumnior mit uns Kontakt aufgenommen. Ihr Weg ist ein bisschen anders und dennoch passt er sehr gut zu der Thematik Gründen als Mutter oder Gründen in oder nach der Elternzeit.

Liebe Dagmar, schön, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast. Stelle dich doch am besten einmal unseren Lesern vor. Wer bist du und was ist dein Business?

Dagmar: Hallo liebe Juliane und liebe Leser, ich freue mich sehr, „hier“ zu sein. Ich bin Dagmar aus Hamburg, von Haus aus Personalerin und mein Business dreht sich um die optimale Präsentation Eures beruflichen Profils: Die Erstellung und Optimierung von Lebensläufen, Bewerbungsanschreiben sowie auch Profilen für Trainer, Coaches und andere Freiberufler. Außerdem erstelle ich Arbeitszeugnisse und Stellenanzeigen für Unternehmen.

Juliane: Wann hast du dich selbständig gemacht und was waren die Gründe dafür?

Dagmar: Ich habe mich 2015 selbständig gemacht. Nach der Geburt meiner Zwillinge 2008 habe ich nach der Elternzeit weiter als Personalreferentin in einem Logistikkonzern gearbeitet. Nach einigen Jahren hatten wir als Familie das Gefühl, dass wir nur noch „funktionieren“. Der Alltag war sehr durchgetaktet und wir fühlten uns permanent gestresst. Viele Familien werden das kennen. Aus diesem Hamsterrad auszubrechen, ist gar nicht so leicht. Wir haben dann den radikalen Weg gewählt und eine 6-monatige Auszeit gemacht. Ich habe meinen Job gekündigt und wir sind mit unseren Jungs, damals 5 Jahre alt, um die Welt gereist. Während dieser Zeit reifte in mir der Wunsch, auf eine andere Art zu arbeiten, freier und flexibler zu sein. Nach unserer Rückkehr habe ich erst einmal wieder als HR Manager in einem Touristikkonzern angefangen und habe gemerkt, wie schnell ich selbst wieder in die alten Stress-Muster verfalle. Da habe ich die Notbremse gezogen.

 

 

Ausbruch aus dem Hamsterrad – eine 6-monatige Auszeit und Reisen

 

Juliane: Wie war der Ablauf deiner Gründung? Kannst du dich noch erinnern?

Dagmar: Ich habe nach unserer Auszeit über eine Geschäftsidee gegrübelt und diese auch nach gewissen Kriterien abgeklopft: Kann ich das im Homeoffice machen? Zeitlich im Tagesverlauf flexibel? usw. Nach vielen Gedanken über andere Geschäftsideen fiel dann die Entscheidung, einfach mit dem anzufangen, was ich schon an Skills mitbringe, relativ spontan. Da ich immer schon von Freunden und Bekannten um Rat bei Arbeitszeugnissen und Bewerbungsunterlagen gefragt wurde und mir die Arbeit mit Text und Formulierungen total Spaß macht, lag die Idee dann nahe. Schnell eine Website gemacht, rechtliche Grundlagen geklärt und schon ging es los.

Juliane: Wie bist du dann gestartet? Ein Grund war ja dem Hamsterrad zu entfliehen und flexibler zu arbeiten. Gelang dir das mit deinen Zwillingen? Wie hast du dich organisiert?

Dagmar: Zum Start habe ich die ersten Aufträge über Netzwerke und Kontakte bekommen. Sehr viele Aufträge kommen mittlerweile über Weiterempfehlungen zustande, was mich sehr freut. Aber das ging natürlich nicht von 0 auf 100, sondern ist stetig gewachsen. Ich habe gearbeitet, wenn die beiden Großen in der Schule waren. Sie gehen auf eine Ganztagsgrundschule und das hat mir natürlich viel Freiraum verschafft. Bei Krankheit der Kinder, Schulveranstaltungen, Brückentagen o.ä. genieße ich sehr die Freiheit, dann halt die Arbeit zu verschieben. Zur Not setze ich mich noch einmal abends dran, wenn es nicht anders geht. Also ja, der Druck auf uns alle ist deutlich geringer geworden.

 

 

Reisen bildet und verändert

 

Juliane: Die eigene Homebase zu verlassen und sechs Monate zu reisen, verändert Menschen. Wo warst du mit deiner Familie in diesen sechs Monaten Auszeit? Welche Erkenntnisse hast du daraus für dich und dein Leben gezogen?

Dagmar: Wir waren damals in Washington DC, auf Hawaii, in Australien, Vietnam, Kambodscha, Thailand, Sri Lanka und Singapur. Wir haben grandiose Dinge erlebt und doch ist einer der bleibendsten Eindrücke von diesem Trip, wie kostbar Zeit ist, die man so intensiv als Familie verbringen kann.

 

 

Zeit ist ein kostbares Gut

 

So eine Zeit öffnet einen anderen Blickwinkel auf die Dinge, die Dir wirklich wichtig sind. Für uns war wichtig zu erkennen, dass Karriere nicht um jeden Preis sein muss. Ein Hamsterrad sieht von innen ja auch wie eine Karriereleiter aus… 😉 Wie definieren wir beruflichen Erfolg überhaupt für uns? Oft geht ein großer Teil des Erwartungsdrucks gar nicht von anderen, sondern von einem selber aus. So eine Auszeit hilft dabei, sich selbst, seinen Lebensstil und seine Prioritäten zu reflektieren. Und im Idealfall einen Weg zu finden, dies besser in Einklang zu bringen.

 

 

Eine Auszeit hilft, seinen Lebensstil und seine Prioritäten zu reflektieren

 

Juliane: Du bist vor einigen Monaten noch einmal Mutter von Zwillingen geworden. Hut ab! Das ist sicherlich eine große organisatorische Herausforderung, auch wenn die beiden Großen ja inzwischen ein wenig älter sind. Kommst du zur Zeit überhaupt dazu zu arbeiten?

Dagmar: Arbeiten ist zur Zeit natürlich nur eingeschränkt möglich, aber ich hatte es mir vorab sogar schwieriger vorgestellt. Die beiden Kleinen schlafen im Moment noch einigermaßen viel tagsüber. Ich nutze dann die Schlafpausen vormittags oder mittags für 1 – 2 Stunden Arbeit am Stück, das klappt aktuell ganz gut, solange ich mir nicht zu viel vornehme.

Juliane: Wie arbeitest du? Hauptsächlich online am PC im Home Office oder hast du auch Kundentermine, die du in deinen Tagesablauf integrieren musst?

 

 

Ohne Home Office wäre das Arbeiten momentan nicht möglich

 

Dagmar: Ich arbeite zu 100% aus dem Home Office. Ich organisiere mein Business im Wesentlichen per E-Mail und nur selten stehen mal Telefonate an, was natürlich zur Zeit vieles erleichtert. Die eigentliche Erstellung der Profile oder Unterlagen kann ich zeitlich flexibel handhaben, natürlich innerhalb der Deadline, die ich dem Kunden zugesagt habe.

Juliane: Wie selektierst du bei Zeitmangel Kundenanfragen? Kooperierst du mit anderen Personen /Frauen, die auf deinem Themengebiet arbeiten?

Dagmar: Meine Aufträge sind ja vom Arbeitsumfang pro Auftrag relativ überschaubar und werden dann auch vergleichsweise kurzfristig von mir bearbeitet. Ich bin also nicht mit langfristigen Projekten „verplant“. Bei Auftragsspitzen (oder wenn ich Urlaub habe) kann ich Kunden immer anbieten, dass ich ihren Auftrag dann erst zu einem späteren Zeitpunkt bearbeite, was meistens ausreicht. Sollte es sich wirklich um eine dringliche Anfrage handeln, da eine Bewerbungsfrist kurzfristig abläuft, kann ich durch Hin- und Herschieben der Aufträge dies im Normalfall auch einrichten. Zum Glück musste ich daher bisher nur selten Aufträge wirklich ablehnen. Einen Kooperationspartner, an den ich dann aus Überzeugung empfehlen könnte, habe ich leider noch nicht.

Juliane: Im Vorgespräch erwähntest du, dass du immer besser lernen würdest nein zu sagen. Zu welchen Dingen sagst du heute nein? Gibt es Dinge in deinem Business, die du ausgelagert hast?

Dagmar: Mittlerweile habe ich ganz gut geübt, meine Erwartungen, die ich selber an mich setze, auch mal runter zu schrauben. Nicht was die Qualität angeht, aber in anderen Bereichen. Z.B. habe ich am Anfang den Kunden ungefragt zugesagt, dass sie ihre fertigen Profile sehr kurzfristig erhalten. Mittlerweile setze ich Deadlines direkt etwas länger, da ich gemerkt habe, dass die Kunden das meist sowieso nicht so schnell erwarten. Und ich bin dann einfach flexibler in der Organisation. Wirklich ausgelagert habe ich im Business (noch) nichts, eher im Haushalt… 😉

Juliane: Gab es Fachliteratur, die dich auf deinem Weg in die Selbständigkeit begleitet hat?

Dagmar:Toll finde ich das Buch „Smart Business Concepts“* von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg. Immer wieder spukt mir die Idee im Kopf herum, mein Business irgendwie „smarter“ zu machen.

Juliane: Gibt es eine Person, die dich besonders inspiriert?

Dagmar: Oh, da gibt es viele! Auf Netzwerktreffen wie z.B. bei den Business Moms oder auch in meiner Mastermindgruppe sind so tolle, toughe Frauen unterwegs. Das gibt mir viel Energie und Inspiration für mein eigenes Business.

 

Wichtige Learnings aus der Anfangszeit

 

Juliane: Welche Learnings hast du aus deiner Gründung gezogen und was würdest du anderen Gründern empfehlen?

Dagmar: Prioritäten setzen! Gerade am Anfang der Gründung hat man enorm viel auf der To-Do Liste mit dem Anspruch, alles gleichzeitig zu machen. Natürlich super ineffizient und totaler Stress. Daher: Setze Prio 1, 2 usw. und dann wirklich Schritt für Schritt und fokussiert abarbeiten.

Vernetzt Euch! Austausch und die Businesskontakte sind so wichtig! Die Zeit muss man sich einfach nehmen, das zahlt sich langfristig aus. Persönlich und geschäftlich.

 

 

Tipps für Mütter, die gründen möchten

 

Juliane: Hast du einen besonderen Tipp für Mütter, die darüber nachdenken, zu gründen?

Dagmar: Rechnet mit realistischen Zahlen, sowohl was die Einnahmen als auch die notwenige Arbeitszeit angeht! Überlegt euch, was euer Ziel ist, was wollt ihr wirklich erreichen? Geht es um die Umsetzung einer geliebten Geschäftsidee? Geht es um individuelle Freiheit? Geht es um finanzielle Unabhängigkeit? Wie muss euer Business aufgestellt sein, damit ihr eure Ziele erreichen könnt? Definiert Kriterien und richtet danach eure Businessidee aus. Ganz wichtig: Gründet nicht um jeden Preis. Es muss auch wirklich passen.

Juliane: Liebe Dagmar, ich danke dir für deine Zeit und die Einblicke in die Geschichte deiner Selbständigkeit. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

 

 

Dagmar Gumnior im Internet und Social Web

www.personal-text.de
www.facebook.com/personalundtext

 

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