Interview Update mit dem digitalen Nomaden Daniel Schöberl

Interview mit dem digitalen Nomaden Daniel Schoeberl

Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Ich habe mit Daniel gesprochen, der vor einem Jahr seine Zelte in Deutschland abgebrochen hat, um als Digitaler Nomade an seinem eigenen Business in den schönsten Urlaubsdestinationen Europas und Südostasiens zu arbeiten. Unsere treuen Zuhörer kennen Daniel schon, denn Michael hat ihn im vergangenen Jahr in fünf Podcast-Episoden bis kurz vor seinem Start im April 2016 begleitet. Wir wollten nun erfahren, wie es Daniel ergangen ist und wie sich das Leben als ortsunabhängig Arbeitender so anfühlt. Höre dir hier das Interview mit Daniel und Juliane an und begleite sie bei spannenden Geschichten über das Leben und Arbeiten als Selbstständiger im Ausland!

Du liest lieber? Hier haben wir die wichtigsten Punkte für dich zusammengefasst.

Ich freue mich eine bekannte Stimme im heutigen Podcast zu hören, die wir zuletzt in einer Aufnahme mit Michael vor etwa einem Jahr hören konnten.

Hallo Daniel! Wie geht es dir und wo befindest du dich zur Zeit?

Daniel: Ich freue mich sehr, nach einem Jahr wieder dabei zu sein! Ich finde das Projekt Sidepreneur mit dem Podcast nach wie vor großartig! Mir geht es gut, bin ausnahmsweise in meiner Heimat in Unterfranken, was – seitdem ich mich im April letzten Jahres selbstständig gemacht habe – selten geworden ist. Ich reise als „Digitaler Nomade“ durch die Welt.

Du hast deinen Plan in die Tat umgesetzt – Raus aus Deutschland und arbeiten wo andere Urlaub machen. Welches war deine erste Station und wohin hat es dich im letzten Jahr geführt?

Daniel: Ich bin im April gestartet. Den ersten Monat habe ich mich in der Heimat um bürokratische Dinge gekümmert, wie Gewerbeanmeldung und Krankenversicherung. Vor Beginn war ich bereits als Backpacker in Südostasien unterwegs gewesen und wusste daher, dass die Lebenserhaltungskosten sehr niedrig sind. Zum Start hatte ich mir ein Budget gesetzt, um die ersten vier Monate ohne Einnahmen auskommen zu können.

Die Wahl fiel auf Südostasien, weil man hier für 600 Euro im Monat wunderbar leben kann, was den Druck enorm senkt.  

Wie verlief deine Reise? Wie funktioniert das Arbeiten im Ausland?

Daniel: Ich habe vier Jahre in einer Agentur und mit eigenem Hausstand ein ganz normales Leben geführt. Vor dem Aufbruch musste ich diese Dinge alle loswerden und auf das Minimalste reduzieren. Abgesehen von wenigen Dingen, die ich bei meinen Eltern gelassen habe, hatte ich nur meinen Rucksack, Laptop, meine Technik und Kleidung dabei.

Mein neues Leben mit meinem Büro befand sich sozusagen in einer einzigen Tasche.

 

Erzähle uns über das Leben als „Digitaler Nomade“!

Daniel: Der erste Halt war Chiang Mai, die Hochburg der „Digitalen Nomaden“.  Hier treffen sich Menschen aus aller Welt, die sich selbstständig machen und reisen wollen, aufgrund der extrem niedrigen Lebenserhaltungskosten und der Infrastruktur zum Arbeiten. Es gibt um die 20 Cafés mit gutem Internet und Co-Working Spaces. Mittlerweile ist ein ganzer Stadtteil entstanden, wo Entepreneure von überall ihr Business eröffnen und pflegen.

Was ist dein Business und wie kannst du im Ausland arbeiten?

Daniel: Ich habe Sportmanagement studiert und später als Social Media Manager und Head of Social Media in einer Agentur gearbeitet. Ich wollte beides miteinander verknüpfen. Ich bin wieder im digitalen Sportmarketing tätig und unterstütze mittelständische Unternehmen mit Sportbezug dabei, sich im Internet darzustellen. Da ich als Dienstleister arbeite, funktioniert die meine eigene Planung gut. 70 Prozent meiner täglichen Arbeit verbringe ich als Dienstleister, die übrigen 30 Prozent mit eigenen Projekte. Passives Einkommen und eigene Projekte kann man da erheblich schlechter planen.

Wie viel arbeitest du wirklich?

Das typische Klichée mit Laptop am Strand ist nicht möglich.

Man mietet sich in Co-Working Spaces ein, das ist in Asien sehr gut. Mit dem Zeiterfassungstool Toggl erfasse ich meine wirkliche Arbeitszeit und ich sehe zu, dass ich meine ich 40 Stunden in der Woche auch wirklich immer arbeite. Rückblickend arbeite ich einiges mehr als beim klassischen 40-Stunden-Job. Dafür ist die Motivation eine komplett andere und ich kann meine Zeiteinteilung selbst vornehmen.

Wie stellst du für deine deutschen Kunden sicher, dass du erreichbar bist?

Daniel: Die Antwort lautet Geo-Abitrage:

Das heißt in einem Land mit niedrigen Unterhaltskosten leben und Geld in einkommensstarken Ländern verdienen.

Viel läuft über Skype und meine deutsche Festnetznummer, die ich bei Skype hinterlegt habe. Außerdem ich nutze „Slack“ als Messenger. Die Internetverbindung in den großen südostasiatischen Ländern ist oft besser als in Deutschland! Die Zeitverschiebung ist für mich eher Luxus, denn wenn Deutschland gerade aufwacht, habe ich den größten Teil der Arbeit schon erledigt. Ich kann also sehr produktiv in dieser Zeit arbeiten, weil mich niemand unterbricht.

Du warst also in Chiang Mai, danach auf Bali und in Thailand… wo ging danach die Reise weiter?

Daniel: Laut Gesetz muss man drei Monate reisen, um die Krankenkasse ruhen zu lassen. Ich war einen Monat in Thailand, zwei Monate auf Bali und zwischendurch wieder in Deutschland für Kundengespräche. Dann ging es für drei Monate nach Südostasien (u.a. Malaysia, Singapur) und wieder nach Thailand. Es ist wichtig „langsam“ zu reisen, um anzukommen. Mein Fokus liegt schließlich auf der Arbeit, nicht dem Reisen.

Kann man sich gut an die klimatische Veränderungen gewöhnen?

Daniel: Der Vorteil ist das Aufwachen mit der Sonne, doch mittags herrscht drückende Hitze. Also musste ich meinen Tagesablauf umstrukturieren: Morgens arbeiten, mittags frei und am Abend bis in die Mitternachtsstunden wieder arbeiten.

Wie organisierst du dich auf Reisen?

Daniel: Ich bin mit einem 55l Rucksack gestartet. Seit diesem Jahr reise ich lediglich mit Handgepäck. Nach meinem Aufenthalt in Malta für Lettland zu packen war schwer! Letztendlich braucht man aber doch nicht viel.

Wenn man das so hört, fragt man sich doch… Ist das Gefühl von Luxus nur Schein?

Daniel: Unter 10 Kilo sind nicht viel zum Leben, das ist schon eine Herausforderung. Aber das minimalistische Leben hat auch Vorteile. Es fühlt sich erleichternd an. Ich spare Geld bei Flügen, habe keine langen Wartezeiten und bekomme das erste Taxi.

Hast du alle Strategiekonzepte auf dem Laptop?

Daniel: Ich nutze Evernote, Google Docs, Toggl für die Zeiterfassung, Remember the Milk als To-Do Liste oder die Alternative Wunderlist. Die Kommunikation läuft über Skype und Slack.

Was hat es mit den „sechs Spartöpfen“ auf sich, die du vor dem Gespräch erwähnt hast?

Daniel: Wenn man diesen Schritt wagt, muss man sich mit Sachen befassen, die man vorher nie gedacht hat.

Wenn das Finanzamt kommt und du hast nichts zurückgelegt, gibt es Probleme. Deshalb die Idee des Zurücklegens in „Sechs Spartöpfe“:

38 Prozent gehen auf das „Lebenskonto“, 11 Prozent aufs Sparkonto für die Altersvorsorge, 6 Prozent auf das Geschäftskonto (für monatliche Photoshoplizenz, Evernote etc.), 5 Prozent aufs Spaßkonto (Flüge, shoppen, feiern) und 1 Prozent spende ich für ein Projekt. Ich reise viel in der Welt und möchte einen kleinen Teil zurück geben.

Toll! Egal ob digitaler Nomade oder nicht, dieses Prinzip können auch Sidepreneure und Vollzeit-Selbständige anwenden!

Bist du steuerpflichtig in Deutschland?

Daniel: Ich habe mein Business in meinem Heimatort angemeldet, weil ich zwischenzeitlich mehrere Monate in Deutschland war. Ich bin hier krankenversichert und zahle Steuern. Aber es gibt auch z.B. die Möglichkeit eines Steuerkontos in Estland als E-Resident, also Digitaler Staatsbürger. Das kam für mich aber nicht in Frage.

Man zahlt um die 300 Euro im Monat für eine Krankenversicherung in Deutschland. In Ländern wie Thailand und Indonesien sind es ca. 30 Euro.

So kann man drucklos in die Selbstständigkeit starten. Aber trotzdem immer vorher bei der eigenen Krankenkasse erkundigen!

Möchtest du für immer in Südostasien bleiben?

Daniel: Ich habe immer wieder andere Destinationen bereist – auch in Europa. Malta, Polen, Lettland, übermorgen geht es nach Ungarn dann in die Slowakei und Finnland. Doch für mich ist es nichts für immer, weil ich mich irgendwann wieder nach einem festen Zuhause sehnen werde.

Was sind deine Pläne für dein Business?

Daniel: Ich will mein Netzwerk vergrößern, meinen Kundenstand ausweiten und Projekte nebenher wieder aufleben lassen. Digitaler Lifestyle wird da ein Thema sein. Ich möchte einen Podcast starten und an der Entwicklung einer Bewertungsplattform basteln.

Solche Projekte sind die 30 Prozent der Arbeit, bei der man am meisten lernt.

Versuche nie müde zu werden und immer etwas zu tun. Weiterbildung ist das A und O bei der Selbstständigkeit und Vitamin B.

Unsere Zuhörer sind hauptsächlich Sidepreneure oder denken darüber nach, ein Sidebusiness zu starten. Ist es empfehlenswert den Weg ins Unternehmertum nebenbei zu starten oder gleich Vollzeitunternehmer zu werden?

Daniel: Wenn dein Ziel die Selbstständigkeit ist, ist Vorarbeit super! Ich hatte lange  in der Freizeit gebloggt. Später habe ich dann meine Arbeitsstunden im Hauptjob reduziert. Die “freigewordene” Zeit habe ich für mein eigenes Business investiert. Letzten April bin ich mit zwei Kunden und meiner Plattform gestartet. Meine Empfehlung: Nimm dir die Zeit neben dem Job, auch wenn es anstrengend ist!

Dein Chef hat dich unterstützt. Was können andere machen, bei denen der Chef denkt, die Arbeit würde darunter leiden?

Daniel: Ich wurde unterstützt, weil er wusste wo mein Weg hingeht. Immer mit offenen Karten spielen! Meine schnelle Weiterbildung und die Horizonterweiterung sind dem Job zugute gekommen. Und was wäre das Schlimmste wenn es schief geht? Meist ist die Antwort gar nicht so tragisch.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast mit uns zu sprechen! Alles Gute weiterhin und eine schöne Zeit in Ungarn!

Danke! Ich bin sehr gespannt und freue mich auf Feedback eurer Zuhörer.

Hier kannst du die anderen Folgen mit Daniel nachhören:

Einblicke, Fortschritte, Learnings: Start der neuen Business Update-Serie
EFL #02: Kündigung von Daniel, Amazon FBA, Akzeptanz bei der Familie und Workation für Sidepreneure
EFL #03: Organisatorisches nach der Kündigung, Beta-Phase und Qualitätssicherung bei Blogposts
EFL #04: Krankenversicherung, Outsourcing und muss man der Selbstständigkeit alles unterordnen?
EFL #05: Launch von MastermindGroups, erstes Nomaden-Ziel und Kundenakquise